ifa (Institut für Auslandsbeziehungen): Herr El Difraoui, für das ifa-Forschungsprogramm „Kultur und Außenpolitik“ untersuchen Sie das Potenzial Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) zur Prävention von gewaltbereitem und gewalttätigem Extremismus. Worin liegt die Stärke von Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik im Bereich Extremismusprävention?
Asiem El Difraoui: AKBP kann Sicherheitspolitik und Entwicklungshilfe sicher nicht ersetzen, aber sie kann und muss sie ergänzen! Kultur- und Bildungspolitik ist in bestimmten Ländern die einzige Möglichkeit, Menschen überhaupt noch zu erreichen. Kultur und Bildung können die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremistischen Ideologien fördern, indem sie soziale Netzwerke aufbauen, kritisches Denken fördern und Resilienz stärken. Resiliente Menschen und Gesellschaften finden Halt in persönlichen und sozialen Ressourcen und sind dadurch weniger anfällig für vereinfachende, extremistische Ideologien, die oftmals auf einfachen Schwarz-Weiß-Erklärungsmodellen beruhen.
In bestimmten Ländern, beispielsweise im Senegal, können durch die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft Arbeitsplätze geschaffen werden. In anderen Regionen wiederum ist es wichtig, Kulturangebote überhaupt zu schaffen, zum Beispiel dort, wo salafistische Moscheen das einzige Unterhaltungsangebot sind. Vor allem die deutsche AKBP hat den Vorteil, dass sie nicht mit neokolonialen Großmächten wie Frankreich in Mali in Verbindung gebracht wird.
Schätzungen zufolge gibt es mehr als 50 „offizielle” Gruppierungen weltweit, und kein Kontinent bleibt davon verschont.